Ulmer Lyriksommer 2024 – Ein besonderer literarischer Abend mit Marion Poschmann am 6. Juni 2024 im sehr gut besuchten Club Orange des Einsteinhauses.

„Dem Laubrhythmus folgen, die Flüchtigkeit
von Blättern beweisen, sobald die Unruhe zunimmt“

„Wertvoll sind jene Dinge, die uns entgleiten,
die uns aus den Händen rinnen, die spätestens
in diesem Moment keine Dinge mehr sind“

„Die Kunst zu entwickeln, an Orte aus Wind zu gelangen.
Zu wandern in Landschaften aus Kondenswasser“

„Berge und ganze Gebirge versetzen,
indem alles Nebensächliche, alles Bewegliche, alles,
was Hintergrund war, plötzlich Vordergrund wird.“

M. Poschmann: Chor der Erinnyen, Suhrkamp Verlag

Mit diesen Lieblingsstellen aus Marion Poschmanns neuem Roman „Chor der Erinnyen“ begrüßte Christine Langer das zahlreich erschienene Publikum im Club Orange des Einsteinhauses. Sie freute sich, die aus Berlin angereiste Autorin Marion Poschmann begrüßen zu können, die mit Literaturkritikerin Beate Tröger, die bereits im vergangenen Jahr beim Ulmer Lyriksommer zu Gast war, in Dialog trat.

Begrüßung von Christine Langer zu einem ganz besonderen literarischen Abend

Zum Lyriksommer-Thema „Freiheit“ wählte Marion Poschmann das ihr wichtige Gedicht „Am Turme“ von (Annette von Droste-Hülshoff) und zitierte hieraus zwei Zeilen:

„Und darf nur heimlich lösen mein Haar,
Und lassen es flattern im Winde!“

Wind, Haar, Wolken sind Begriffe, die Marion Poschmann gerne einsetzt. Immer erkundet Poschmann Spielräume innerer & äußerer Landschaften, Verwandlungen, Grenzverschiebungen – und durchdringt sie mit poetischer Sinnlichkeit.

Aufgelockert durch gelesene Romanpassagen aus „Chor der Erinnyen“ und Gedichten aus „Nimbus“ entwickelte sich ein hochliterarisches Gespräch zwischen Beate Tröger – bestens vertraut mit Poschmanns Werk – und der Autorin. Thematisiert wurden u.a. der Bezug zwischen Freiheit & Natur, Natur und Sprache, der wachsame poetische Blick und Herangehensweisen lyrischer und erzählerischer Sprache. Dabei gab Marion Poschmann auch Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Die Intensität des gedankenweiten Gesprächs machte die Komplexität dichterischer Sprache greifbar – mit entsprechendem Spielraum für entstehende Leichtigkeit, Nuancenvielfalt und auch Humor.

Mit zwei Gedichtzeilen aus „Nimbus“ leitete Christine Langer über zu den Fragen aus dem begeisterten Publikum:

„Was ist Dunkelheit? Eine Beruhigung, daß etwas endet,
was lange zunahm, zuviel wurde, Wald wurde, Wildnis“ (aus „Nimbus“)

Ein besonderer literarischer Abend!

Freude über eine gelungene Veranstaltung: Beate Tröger, Marion Poschmann, Christine Langer (v.l.n.r.)

Der literarische Abend mit Marion Poschmann und Beate Tröger wurde von Dichter dran e.V. in Kooperation mit der vh Ulm organisiert. Er wurde von der Baden-Württemberg-Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 sowie von der Kulturabteilung der Stadt Ulm gefördert.

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