Gelungener Lyrikworkshop »Fügungen & Streichungen« mit Katrin Pitz beim 2. Ulmer Lyriksommer
Am Nachmittag des 15. Juni 2023 leitete Leonce-und-Lena-Preisträgerin Katrin Pitz einen Lyrikworkshop im Einsteinhaus Ulm. Manche Teilnehmer*innen waren bereits bei den Lyriksommer-Workshops im vergangenen Jahr dabei und erzählten, wie sich ihr lyrischer Weg seitdem verfestigt hat. So berichtete eine Teilnehmerin von neuen Gedichtveröffentlichungen in Anthologien, eine andere sprach bereits in der Vorstellungsrunde von neuen Arbeitstechniken, was die Ausformung lyrischer Anlässe betrifft.
In der altersmäßig gemischten Werkstattgruppe entwickelte sich ein erfrischender Dialog zur persönlichen Herangehensweise bei der Entstehung von Gedichten. Eine aus Oberkochen angereiste Teilnehmerin schilderte, wie das lyrische Schreiben für sie als Physikerin inzwischen einen wichtigen Stellenwert eingenommen hat. So möchte sie die vielen sprachlichen Impulse, die ihr der Alltag bietet, nicht mehr missen. „Hochbegabt, aber stinkfaul“ und mit „Spaß an Wortspielen“, so reflektierte ein anderer Teilnehmer seine Eigenschaften als Autor.
Der Lyrikworkshop stand unter dem Motto “Fügungen & Streichungen“: Gedichte klingen, Gedichte schauen uns an, Gedichte nehmen Verbindungen auf – zu allen anderen Künsten und zu uns als Leser bzw. Leserin. Jeden unserer Sinne sprechen sie an, fordern sie heraus, locken sie dorthin, wo man noch nicht nachgeschaut hat. Wie fügt sich Beobachtetes in poetische Sprache? Wie fügen sich Worte aus der Lektüre in eigene ein? Und was gilt es wieder zu streichen, um den Bildern eines Gedichts Raum und Vertrauen zu schenken?
Werkstattleiterin Katrin Pitz regte zu verschiedenen Schreibübungen an, zum Beispiel, ein bereits veröffentlichtes Gedicht zu kürzen. Mit Gedichten von Jenni B. Baker, Alicia Cook, Jan Wagner, Nancy Hünger, Ingrid Mylo, Daniel Falb, Marie Lucienne Verse und Yevgeniy Breyger motivierte sie dazu, eigene Gedichte in unterschiedlichen Herangehensweisen auszuarbeiten. Nach einer Übung zum „poetischen Sehen“ entstand eine Diskussion um den „Wie-Vergleich“ und zu lyrischen Ver- und Geboten. Eine Teilnehmerin im „Flow“ kreativer Sprache stellte fest: „Im Gedicht ist das Absurdeste möglich!“. Das wurde natürlich einhellig bestätigt.
Die Dichterwerkstatt wurde von Dichter dran e.V. in Kooperation mit der vh Ulm organisiert. Sie wurde durch die Förderung des Deutschen Literaturfonds und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch private Spenden ermöglicht.
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