»Zwischen den Zeilen, mitten im Wort«Christine Langer gestaltete am 2. August 2024 im Café Aegis einen Abend mit Fee Katrin Kanzler & Elisabeth Ziemowski – beide sind Förderpreisträgerinnen der Stadt Ulm.

Landaufenthalt

Wir sind die Menschen auf den Wiesen
bald sind wir Menschen unter den Wiesen
und werden Wiesen und werden Wald
das wird ein lustiger Landaufenthalt.

Mit diesem Gedicht von Ernst Jandl begrüßte Christine Langer die Gäste bei der Lesung von Fee Katrin Kanzler & Elisabeth Ziemowski im Garten des Café Aegis. Sie freute sich, zwei Ulmer Förderpreisträgerinnen vorzustellen, um unterschiedliche literarische Herangehensweisen gegenüberzustellen und mit den Autorinnen darüber zu sprechen. Außerdem interessierte Langer, wieviel Lyrik sich verbirgt „zwischen ihren Zeilen, mitten im Wort“ – so auch der Titel der Veranstaltung.

In ihrer Begrüßung erwähnte sie, dass sie Fee Katrin Kanzlers literarische Arbeit schon länger kenne. Sie schätze die dichte, oftmals knappe und lakonische, manchmal auch lyrische Sprache Kanzlers, die im Jahr 2007 den Förderpreis der Stadt Ulm erhielt. Die junge Autorin Elisabeth Ziemowski, die derzeit in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert, erhielt erst vor kurzem im Oktober 2023 den Förderpreis für Literatur der Stadt Ulm für einen Auszug aus ihrem Jugendroman „Anori“, den sie an diesem Abend vorstellte.

Christine Langer (re.) bei der Begrüßung des Publikums und der Vorstellung von Fee Katrin Kanzler (li.)

Fee Katrin Kanzler stellte ihre Erzählung „Krakenarme“ vor. Darin reißt sie verschiedene Themen an wie z.B. politisches Engagement, Beziehung und Beziehungskrise sowie Entfremdung des Partners. Kanzler findet für diese existentiellen Themen einen lockeren Tonfall, kreiert Wortschöpfungen und es gelingt ihr dabei, in knappen Sätzen scharf zu skizzieren: z.B. „Die Wand zwischen uns ist nichts, woran ich mich gewöhne“ – ein herrlicher Satz. Im anschließenden Gespräch mit Christine Langer sprach sie über Fragen wie „Wann ist ein Text politisch? Wie leicht fällt es, einen Tonfall zu halten? Wie gelingt es, den Brotberuf vom Autorinnenleben zu trennen? Fee Katrin Kanzler erzählte auch von ihrem im nächsten Frühjahr im Danube Verlag erscheinenden Erzählungsband, der 27 Kurzgeschichten enthalten wird.

Elisabeth Ziemowski stellte als zweite Autorin des Abends einen Auszug aus ihrem Jugendbuchprojekt „Anori“ vor. Dieses Debüt handelt von einer jungen Klimaforscherin, die bei einer Arktisexpedition prüft, wie weit sie für den Klimaschutz gehen kann. Im anschließenden Gespräch mit Christine Langer erzählte sie von ihrer Schreibweise, ihren literarischen Vorlieben, ihrer Hauptmotivation zu schreiben und warum sie den Roman ausgerechnet in der Arktis ansiedelt. Das Publikum erfuhr, wann ihre ersten literarischen Texte entstanden sind und wie sie sich ihr Leben nach dem Studium vorstellt: in jedem Fall wird es ein Leben mit Literatur! Die Auszeichnung des Förderpreises der Stadt Ulm war eine wichtige Bestätigung hierfür.

Dieser literarische Abend des Ulmer Lyriksommers mit Fee Katrin Kanzler und Elisabeth Ziemowski wurde von Dichter dran e.V. organisiert und von der Baden-Württemberg-Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 sowie von der Kulturabteilung der Stadt Ulm gefördert. Er fand am 2. August 2024 im Café Aegis statt.

Freude nach einem gelungenen Abend (v. li. nach re.): E. Ziemowski, F.K. Kanzler und Ch.Langer

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