Die von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers im Projekt „Wandelmut für poetisches Sehen“ geförderte Veranstaltungs- und Aktionsreihe des Ulmer Lyriksommers fand am 14. Oktober 2022 ihren krönenden Abschluss mit vielfältigen Lesungen, spannenden Diskussionsrunden und musikalischen Einlagen im Chorraum des Hauses der Begegnung.
Am Anfang war das Wort … – … oder die Musik?
Marcus McLaren eröffnete am Flügel die 1. Ulmer Lyriknacht im Haus der Begegnung. In einem Medley stimmt er die vier Lieder „Sehnsucht nach Engeln“, „Donnerblumen“, „Garten“ und „Sommergedicht“ an, die im Verlauf des Abends zwischen den Lesungen der Dichter*innen von der Sopranistin Nicole Weiland und ihm aufgeführt wurden – ein würdiger und schöner Rahmen für die Premierenlyriknacht. Bei den vier Liedern handelte es sich um Vertonungen von Gedichten Christine Langers aus der Feder des Ulmer Komponisten Tobias Wahren. Gefördert von der LBBW Stiftung und der Baden-Württemberg Stiftung wurden die vier Werke anlässlich des Ulmer Lyriksommers und des Literatursommers Baden-Württemberg geschaffen; ihre vielbeachtete Uraufführung fand am hochsommerlichen Abend des 20. Juli 2022 im historischen Ulmer Fischerviertel statt.
Vielstimmige und vielfältige Lyriknacht in historischem Gebäude
In der 1. Ulmer Lyriknacht wurde aber vor allem DAS GEDICHT noch einmal großgeschrieben. Dieses literarische Event bildete zugleich den Schlussakkord der vielfältigen Veranstaltungs- und Aktionsreihe des Ulmer Lyriksommers.
Andrea Luiking, Leiterin des Hauses der Begegnung und Gastgeberin, war erfreut über das zahlreich erschienene Publikum und ging in ihrer Begrüßung sowohl auf das historische Gebäude als auch die Dichter*innen des Abends ein. Christine Langer, Künstlerische Leiterin des Ulmer Lyriksommers, stellte das Programm des Abends kurz vor und bedankte sich bei den Unterstützern der 1. Ulmer Lyriknacht.
Im sehr schönen Chorraum lasen mit Monika Rinck, Dinçer Güçyeter und Eva Christina Zeller drei renommierte und mehrfach ausgezeichnete Autor*innen aus ihren Werken. Diese sehr unterschiedlichen lyrischen Stimmen verdeutlichten einmal mehr die Vielfalt und Vielstimmigkeit der zeitgenössischen Lyrik und spannten einen weiten inhaltlichen und stilistischen Bogen.
Spannende Dialoge mit viel Spontanität und Humor
Die dreistündige Lyriknacht wurde von Christine Langer und Udo Eberl moderiert. Sie entlockten den drei Dichter*innen in der anschließenden Gesprächsrunde individuelle Aussagen zu Arbeitsweisen und -prozessen. Auf Langers Frage zu Schreibblockaden antwortete Monika Rinck fast schon in Gedichtform und betonte ihren ausdauernden Prozess aus Wahrnehmen, Notieren, Lesen, Wiedervorlage des Notierten, Überarbeiten. Auch über das Changieren zwischen Gedicht / Prosa / Essay / Übersetzen wurde reflektiert; und zur Frage, ob auf das „Ich“ im Englischen verzichtet werden darf, gab es unterschiedliche Meinungen.
Christine Langer interessierte sich vor allem für das unermüdliche Sich-Fesseln-Lassen von verdichteten Sprachschichten und dafür, wie die Faszination für Dichtung den Alltag der Autor*innen prägt. Eva Christina Zeller erzählte daraufhin von der Buche vor ihrer Tübinger Wohnung nah des Hölderlinturms, bei der sie sich immer überlegt, ob diese auch Friedrich Hölderlin derart inspirierte. Die Gesprächsrunde streifte Überlegungen, etwa ob ein Gedicht aus der Begeisterung für ein einzelnes Wort entsteht. Oder wie ein größeres Bewusstsein für poetisches Denken vermittelt werden kann, und wie die Lyrik mit der Digitalisierung zusammenwirkt?
Die 1. Ulmer Lyriknacht bot für das Publikum ein ganz besonderes und vielseitiges Format. Die sehr gut besuchte Abschlussveranstaltung des Ulmer Lyriksommers zeigte einmal mehr: Die Zeit für Lyrik steht gut! Man darf gespannt sein, was sich das Lyriksommer-Team für die Zukunft überlegt.
Die Ulmer Lyriknacht wurde in Kooperation mit dem Haus der Begegnung durchgeführt. Wie bei allen Veranstaltungen des Ulmer Lyriksommers war der Eintritt frei, dank der großartigen Förderung der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers. Die 1. Ulmer Lyriknacht wurde darüber hinaus großzügig unterstützt von der ThreeFourInnovations UG und von Prof. Gerhard Mayer. Ferner wurd die Lesung von Eva Christina Zeller im Rahmen des Programm 66 Lesungen im Land/Neustart Kultur vom Deutschen Literaturfonds und den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Die aufgeführten Lieder entstanden mit Unterstützung der LBBW-Stiftung.
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