Bericht zur Veranstaltung „Ein verheißungsvoller Sommer“

In ihrer Begrüßung zur offiziellen Eröffnungsveranstaltung des Ulmer Lyriksommers im Club Orange der vh Ulm, für welche die Organisatoren den Titel „Ein verheißungsvoller Sommer“ gewählt haben, stellte Christine Langer die zahlreichen Zuhörer*innen mit einer poetischen Überschrift auf das inhaltliche Konzept dieser Konzert-Lesung ein:

Die Harfe ist ein Flügel in die Weite, 
            die Harfe spannt sich als ein Segel in Richtung Horizont ––

Denn mit dieser Eröffnungsveranstaltung wollten die Organisatoren des Lyriksommers die Zuhörer*innen einladen, ihren Blick zu öffnen und den Fokus auf geistige Spielräume zu lenken, die sich vielfältig verlebendigen können bei intensiver Beschäftigung mit der Sprache.

Christine Langer bei der Eröffnung des Ulmer Lyriksommers 2022 (Foto mr)

Mit Christine Langers Eingangsgedicht „BARFUß im Gras“, zu dem die Harfenistin Tatjana von Sybel das Publikum virtuos und zugleich einfühlsam einstimmte, verwandelte sich der Club Orange in eine Vorstellung von einer Sommerwiese mit borstigem Gras: „Gras Halme die sich entzünden lichterloh“. Da waren dann die „Menetekel“, von denen im folgenden Gedicht die Rede war, bald vergessen, und Langers Betrachtung von „verlangsamten Bewegungen“ ließ die Zeit stillstehen und die Atmosphäre sich spürbar verdichten.

Christine Langer während der Konzert-Lesung (Foto Jenniffer Glennon)

Tatjana von Sybel streute Klänge dazwischen, griff mit ihrer Harfe Stimmungen auf, setzte aber auch mit genau passendem Zeit- und Feingefühl kontrastierende Rhythmen dagegen. Wort und Musik griffen ineinander, und Langers Gedichte, die manchmal selbst vom Sprachrhythmus leben, wurden durch Tatjana von Sybel interpretiert, hinterfragt, unterstrichen. Die Stille in den Pausen bot den einzelnen Gästen inneren Raum und Vorstellungskraft, um einen Spannungsbogen zum eigenen Standpunkt zu finden.

Tatjana von Sybel in ihrem Element (Foto: Jenniffer Glennon)

Das wurde deutlich im anschließenden Gespräch mit dem Publikum, das zu ganz unterschiedlichen Gedichten Stellung bezog und auch verschiedene Lesewünsche äußerte. Die Zuhörer*innen haben es sichtlich genossen, den Klangmöglichkeiten der Harfe als Soloinstrument einmal lauschen zu können und die vielschichtigen Gedichte ein Stück weit mehr zu ergründen. Die kurzweilige Konzertlesung machte Lust auf mehr und verspricht einen verheißungsvollen Ulmer Lyriksommer.

Tatjana von Sybel und Christine Langer nach der Konzert-Lesung (Foto mr)

Unser Projekt „Wandelmut – Lyrik ohne Grenzen“ und die aus ihm hervorgegangene Veranstaltungsreihe des Ulmer Lyriksommers 2022 wird von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers gefördert.

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