Bericht zum Lyrik-Workshop „Die Dinge, Die W:orte“ mit José F.A. Oliver

Am hochsommerlichen Nachmittag des 17. Juni 2022 fand im Rahmen des Ulmer Lyriksommers im Haus der Begegnung ein Lyrik-Workshop unter der Leitung des Lyrikes José F. A. Oliver statt.

Das Vermögen, zu sagen, was ich erlebe, fühle und denke, hängt unmittelbar mit dem Wortschatz zusammen, der mir zur Verfügung steht. Das klingt einfach, ist jedoch eine filigrane Herausforderung. Oft wird das „Defizitäre“ im Umgang mit der Sprache betont. Jede scheinbar noch so „defizitäre“ Sprache birgt Schönheit. Die Dinge, die W:orte erkundet, die Bezüge zwischen Alltagsgegenständen, ihren W:orten und der Sprache, die beim Schreiben entdeckt werden. José F. A. Oliver

Dichter- und schattenhungrig versammelten sich die Teilnehmenden voller Spannung im Haus der Begegnung. Zuerst tauschte man sich über individuelle Erfahrungen und Schreibimpulse aus. Das Vorgehen beim Schreiben – von der lyrischen Idee bis zum fertigen Gedicht – variierte dabei stark. Die Vielfalt der eingereichten Gedichte belegten verschiedene Ansätze, Konzeptionen und Ziele der teilnehmenden Autor*innen und Schreibbegeisterten. Hierzu bezog José Oliver jeweils Stellung und streute zu den Arbeitsprozessen viele eindrucksvolle Beispiele, Pointen und Zitate ein.

José F. A. Oliver in seinem Element beim Lyrik-Workshop im Haus der Begegnung

Die Gedichte der zehn Teilnehmenden lagen José F. A. Oliver bereits im Vorfeld des Workshops vor, so dass sich der Werkstattleiter auf die unterschiedlichen lyrischen Stimmen einstellen konnte. Nach der  Vorstellungsrunde, bei der die einzelnen Teilnehmenden von ihrem jeweiligen Zugang zur Dichtkunst bzw. zur eigenen Arbeitsweise berichten konnten, entwickelten sich äußerst anregende Gespräche zu eigenen Erfahrungen und unterschiedlichen lyrischen Ansätzen. Eigene Gedichte wurden vorgelesen und diskutiert, José Oliver motivierte auch zu einer Schreibübung, deren Ergebnisse die Teilnehmenden anschließend in der Gruppe vorstellten.

Der Lyrik-Workshop war ein voller Erfolg: dicht, intensiv, informativ und konkret. Die Teilnehmenden diskutierten in lebendigem Austausch untereinander. José F.A. Oliver, der viel mit Autor*innen, insbesondere Schüler*innen zusammenarbeitet, verstand es, sich individuell auf jeden Teilnehmenden einzustellen und dessen persönliche Fähigkeiten hervorzuheben. Seine Motivation, nicht müde zu werden, (neue) poetische Räume zu erschaffen, gehört zu seinem Lebenskonzept. Er unterstreicht dieses mit einem Zitat von Rafael Alberti: „Dichter sein ist eine Seinsform“. Die Teilnehmenden fühlten sich inspiriert von einem bereichernden Werkstatt-Nachmittag.

Zufriedenheit nach einer inspirierenden Schreibwerkstatt

Die Teilnahme am ausgebuchten Lyrik-Workshop war kostenfrei. Die Veranstaltung wurde gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers sowie von der Stiftung Kultur und Bildung der Stadt Ulm. Er fand in Kooperation mit dem Ulmer Haus der Begegnung statt.

Comments are closed