Ulmer Lyriksommer 2024 – Gelungener Abend mit Marion Tauschwitz zu Ehren der deutsch-jüdischen Dichterin Hilde Domin am 16. Mai 2024 im gut besuchten Club Orange des Einsteinhauses.

„Hand in Hand mit der Sprache / bis zuletzt“ – mit diesen Versen von Hilde Domin begrüßte Christine Langer das Publikum, das trotz wolkenbruchartigen Regengüssen kurz vor der Veranstaltung den Weg ins Einsteinhaus gefunden hat. In ihrer Begrüßung schilderte Christine Langer eine Erinnerung an eine Lesung Domins in den 90-Jahren. Sie freute sich, über dreißig Jahre später nun einen Abend dieser Lyrikerin zu widmen, die mit ihrer poetischen Stimme in vielen Gedichten unermüdlich für geistige Freiheit und die Verbundenheit von Existenz und Sprache plädiert.

Marion Tauschwitz (li.) mit der Gastgeberin Christine Langer (re.) (Foto: mr)

Zu Gast war die in Heidelberg lebende Hilde-Domin-Biografin Marion Tauschwitz. In Domins letzten fünf Lebensjahren war sie ihre enge Vertraute und Freundin und legte zu ihrem 100. Geburtstag eine viel beachtete Biografie vor, die sie an diesem Abend vorstellte. In meist freiem Vortrag beleuchtete Tauschwitz unterschiedliche Lebensstationen aus Domins bewegtem Leben, gab Einblicke in ihre Privatsphäre und ihr oft herausforderndes Eheleben und webte dabei sowohl bedeutende als auch weniger bekannte Gedichte der Lyrikerin ein. Tauschwitz lebendiger Vortrag fesselte das in Domins Leben und Werk versunkene Publikum, das das Regenrauschen trotz fortgeschrittener Zeit ausblendete.  

Barfuß on Stage: Marion Tauschwitz trotzt dem Unwetter des Abends mit einer mitreißenden Lesung

Im abschließenden Gespräch sprachen Tauschwitz und Langer über verschiedene Domin-Gedichte, über Domins lyrische Zeitgenossen von Rose Ausländer bis Paul Celan und Friederike Mayröcker, über das “du“ in den Gedichten, verschiedene lyrische Ansätze und Domins Motivation zu schreiben.

Christine Langer (re.) im Gespräch mit Marion Tauschwitz (li.)

Hilde Domins Verse verwandelten die Ulmer Straßen in ein fließendes Wörtermeer: Nach der gelungenen Veranstaltung setzten die BesucherInnen „den Fuß in die Luft / und sie trug“.

Eingebettet in die Veranstaltung war ein KI-Experiment, in dem der Informatik-Professor Manfred Reichert mit einer generativen KI aus Gedichttexten Domins illustrierende Bilder und Zeichnungen generierte. Hierzu berichten wir später in einem separaten Blog-Beitrag.

Freude über den gelungenen Hilde-Domin-Abend des Ulmer Lyriksommers 2024

Der Hilde-Domin-Abend wurde von Dichter dran e.V. in Kooperation mit der vh Ulm organisiert. Er wurde von der Baden-Württemberg-Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 sowie von der Kulturabteilung der Stadt Ulm gefördert.

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