Mit der Lesung des Büchnerpreisträgers Oswald Egger am 15. Mai 2025 in der Galerie der Südwest Presse Ulm feierte der Ulmer Lyriksommer 2025 einen erfolgreichen Auftakt.

„Ich und Gedicht, das sind soviele Füße, Hände, Grüße …“

„Ich habe einen solchen Hunger, als könnte ich die ganze Welt in mich hineinessen“

„Alles hat keine Grenzen. – die Dauer des Zustands nach der Ewigkeit hin.“

Mit diesen Zeilen von Oswald Egger begrüßte Christine Langer das Ulmer Publikum zur Eröffnungsveranstaltung des Lyriksommers in der Galerie der Südwest Presse.

Auch der diesjährige Lyriksommer konzentriert sich ganz auf komponierte, wortgeschaffene Landschaften. Er widmet sich erneut der dichterischen Sprache, dem Gedicht und möchte Brücken bauen, um noch tiefer in die Sprachwelten der Dichtung hineinwachsen zu können. Unter dem Motto „Überbrücken – Über Brücken“ möchte die Veranstaltungsreihe Gedanken nicht nur zum Leuchten bringen, sondern auch Gedankenwege ermöglichen. Gedichte können die Welt zwar nicht verändern, doch sie können „erden“ und anregen, Standpunkte zu reflektieren: Sie bieten einen Anker, eröffnen Perspektiven und zeigen, wie befreiend es sein kann, sich detailgenau mit Sprache und Dichtung auseinanderzusetzen.

»Landschaft als Sprache« war die Auftaktveranstaltung betitelt, und ein Dichter, der mit letzter Konsequenz an solchen Sprachlandschaften arbeitet, ist Oswald Egger. Für ihn ist Sprache Bewegung, Klang, Textur und Bild in einem. So war dann auch seine Lesung nicht nur eine Lesung, er lebte jedes Wort, steigerte die Intensität mit jeder Zeile und machte seinen Sprachfluss zu einem intensiven Hörerlebnis. Mit Eggers Performance wurde Sprache körperlich erfahrbar und gleichzeitig vermittelte der Autor eine hellwache Stimmung im Publikum.

Wie beweglich Oswald Egger denkt, schreibt, spricht und gestaltet wurde dann auch im anschließenden Gespräch mit Christine Langer und Udo Eberl deutlich. Christine Langer baute mit konkreten Textzitaten aus Egger-Büchern Brücken zum Werk, während Udo Eberl mit Witz und Charme die Komplexität des poetischen Arbeitens unterstrich. Thematisch aufgegriffen wurden auch Eggers große Verbundenheit zur Malerei und Buchgestaltung, er präsentierte das (von ihm selbst gestaltete) Buch »Entweder ich habe die Fahrt am Mississippi nur geträumt, oder ich träume jetzt« und zeigte dem Publikum das Werk mit dem aufklappbaren Aquarell in der Mitte des Bandes. 

Wie sich Sprache, Bild und Form durchwirken können und Bezüge und Beziehungen sich dabei verflechten, wurde bei dieser Veranstaltung deutlich. Ein dynamisches Gedankennetzwerk wie das von Oswald Egger erschafft tatsächlich Sprachlandschaften – ein Auftakt, wie er nicht stärker hätte sein können.

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