Ulmer Lyriksommer 2024 – Mit einer Openair-Lesung am Berblinger Turm bedichtete der Ulmer Lyriksommer am 1. Juli ein Ulmer Wahrzeichen und rückte Gedichte zur Freiheit in den Fokus.
Freiheit und Frieden bedingen einander, Frieden ohne innere Freiheit ist nicht möglich – gesellschaftlicher Frieden ist nicht mehr so selbstverständlich wie noch vor ein paar Jahren. Die Veranstaltung »Gedichte in die Stadt« am Berblinger Turm mit Ernst Joachim Bauer und Christine Langer widmete sich dem Thema „Gedichte zur Freiheit“ – ein Plädoyer zur gegenwärtigen Zeit!
Referent Ernst Joachim Bauer, langjähriger Buchhändler, Antiquar, Vorsitzender der Goethegesellschaft Ulm/Neu-Ulm, Freigeist und Lyrikenthusiast mit einem besonderen Faible für Heinrich Heine, zitierte gleich zu Beginn aus Goethes Dichtung und Wahrheit:
„Im Frieden hingegen tut sich der Freiheitssinn der Menschen immer mehr hervor, und je freier man ist, desto freier will man sein. Man will nichts über sich dulden: wir wollen nicht beengt sein, niemand soll beengt sein, und dies zarte, ja kranke Gefühl erscheint in schönen Seelen unter der Form der Gerechtigkeit.“
Bauer ließ noch einmal Goethe zu Wort kommen: „Ich bin ein Kind des Friedens und will Friede halten für und für mit der ganzen Welt, da ich ihn einmal mit mir selbst geschlossen habe“ – starke Worte zum Einstieg.
Während der Wind um den Berblinger Turm brauste und das Publikum mit Blick auf die andere Seite der Donau dem gesprochenen Wort lauschte, spannte Ernst Joachim Bauer einen weiten Bogen in die Dichtung vergangener Jahrhunderte. Angesiedelt im 15. Jahrhundert rezitierte er Gedichte von Sebstian Brant (1469-1522), Grimmelshausen, Fallersleben, Chamisso, Kraus, Tucholsky, Jandl, Hüsch, Fried und Brecht, bis er schließlich bei André Heller in der Gegenwart ankam.
Christine Langer wiederum rezitierte Gedichte von Suttner und Mühsam und erinnerte an ein Zitat von Ricarda Huch: „Glück ist etwas, was man geben kann, ohne es zu haben.“
Die von Ernst Joachim Bauer mit viel Herzblut vorgetragenen Gedichte haben den Berblinger Turm als Ulmer Wahrzeichen nicht nur belebt, sondern tatsächlich bedichtet: „Der Freiheit eine Gasse – Verse im Aufbruch“, so das Motto des diesjährigen Ulmer Lyriksommers und des Literatursommers Baden-Württemberg, rückt den Stellenwert von Gedichten in den Aufwind.
Eine schöne Openair-Veranstaltung, ganz im Sinne dieses Mottos.
Die Openair-Lesung am Berblinger Turm mit Ernst Joachim Bauer und Christine Langer wurde von Dichter dran e.V. organisiert. Sie wurde von der Baden-Württemberg-Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 sowie von der Kulturabteilung der Stadt Ulm gefördert.
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