»Die Natur mitdenken« – Unter diesem Motto organisierte Dichter dran e.V. am 24. September 2024 einen lyrischen Spaziergang mit Christine Langer im Botanischen Garten der Universität Ulm.

Trotz nächtlichem Starkregen und Schlecht-Wetter-Prognose für die Premiere des 1. Lyrischen Spaziergangs fand dieser im Botanischen Garten der Universität Ulm statt. Pünktlich zum Beginn brach die Herbstsonne durch die Wolken und lud Spaziergänger zur Teilnahme ein – der Wettergott stand auf der Seite des Ulmer Lyriksommers. Die Stimmung des aufklarenden Himmels war faszinierend, das Licht fiel schräg auf die langen Schatten von Bäumen, Büschen und Blumen, und die Schatten der Zuhörenden wuchsen zusammen zu einem besonderen Gewächs aus Lauschen, Blätterrauschen und sausenden Silben.

Während die Augen über die Beete außergewöhnlicher Grünpflanzen schweiften begrüßte Christine Langer die Zuhörenden mit Friedrich Hebbels tiefgründigem Gedicht Sommerbild

Sommerbild

Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schauernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.

Christine Langer gestaltete eine poetische Reise über Ringelnatz, Heine, Brentano, Eichendorff, Hölderlin, Lasker-Schüler u.a.. Brechts Erinnerung an die Marie A. durfte natürlich nicht fehlen. So wurde mit der zweiten Strophe aus Brechts Gedicht der Ulmer Himmel augenblicklich verewigt:

Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Zum Schluss las Christine Langer noch Gedichte aus ihrem jüngsten Buch „Ein Vogelruf trägt Fensterlicht“. Der lyrische Spaziergang machte Lust auf eine Fortsetzung!

Der lyrische Spaziergang wurde von Dichter dran e.V. organisiert und von der Baden-Württemberg-Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 gefördert.