»Natürlich?! – Ein Gedicht im Kornfeld« – Nach der Konzertlesung mit Dirk Maassen & Christine Langer folgt mit der Lesung von Marion Poschmann im Einsteinhaus Ulm (Club Orange) am 6. Juni um 19:30 Uhr das nächste Juni-Highlight des Ulmer Lyriksommers 2024. Eintritt frei!
Wir lesen Grün und schreiben Natur! Marion Poschmann erkundet innere & äußere Landschaften und erschafft eine geistige Weite, die sie mit poetischer Sinnlichkeit durchdringt. Ihre meisterhaften Romane und Gedichte verlebendigen die Kraft der poetischen Sprache.
Die vielfach ausgezeichnete Autorin liest u.a. Auszüge aus ihrem neuen Roman »Chor der Erinnyen« (Suhrkamp, 2023) und Gedichte aus ihrem Lyrikband »Nimbus« (für weitere Informationen siehe unten). Wir sprechen über den Bezug zwischen Freiheit & Natur – wieviel Reflektion über „Natur“ fließt ins Gedicht? Ist nicht jede Denkbewegung Natur? Ist ein poetischer Blick immer ein naturnaher Blick? Moderatorin des Abends ist Beate Tröger.
Informationen zu Marion Poschmanns Roman »Chor der Erinnyen« (Suhrkamp, 2023) und zu ihrem Lyrikband »Nimbus« (Suhrkamp, 2020):
Ihr Mann hat fluchtartig das Haus verlassen, ohne sich näher zu erklären. Eine Freundin aus Kindertagen taucht auf, und ihre sonst so zurückhaltende Mutter übt plötzlich eine geheimnisvolle Macht aus. Mathilda, die Nüchterne, die distanzierte Studienrätin für Mathematik und Musik, wird sich selbst unheimlich. Hat sie von ihrer Mutter das Zweite Gesicht geerbt? Sie muss erleben, wie sich ihre Visionen in der Wirklichkeit zu manifestieren beginnen. Etwas dunkles Inneres meldet sich zu Wort, ihre Handschrift verselb-ständigt sich, geflügelte Frauen nehmen in ihrem Alltag immer mehr Raum ein. Es kommt zu Waldbränden und skurrilen Heil-ritualen, zu fragwürdigen Geschenken. Es kommt Wind auf, dessen Flüstern ihr seltsam vertraut erscheint. Hört sie tatsächlich den Chor der Erinnyen?
Quelle: Suhrkamp Verlag (M. Poschmann: Chor der Erinnyen, 2023)
Humorvoll, poetisch und höchst originell schreibt Marion Poschmann über angepasste Freundinnen und aufbegehrende Mütter, über den Frevel an der Natur und ihre fragile Schönheit, über die Dämonisierung von Frauen und die Kraft der Verbundenheit. »Chor der Erinnyen« (s.a. SWR-Bestenliste) ist keine Fortsetzung, sondern eine Parallelgeschichte zu ihrem bei Kritik und Publikum überaus erfolgreichen letzten Roman »Die Kieferninseln«.
Nimbus, die dunkle Wolke, ist eine Erscheinung aus Schwung, Pracht, Weite, und doch gehört sie dem Formlosen, Ungreifbaren. Sie entfaltet Wirkung, sie bestimmt die Atmosphäre, zugleich entzieht sie sich, bleibt unbeherrschbar. Mit festem Griff und Subtilität, Witz und Zärtlichkeit unternimmt Marion Poschmann in ihren neuen Gedichten den Versuch, Nähe und Ferne zusammenzudenken und die maßlosen Kräfte der äußeren Gegenwart in einen Raum der Innigkeit zu verwandeln. Aber wo ist innen? Die Erforschung Sibiriens vor Beginn der Industrialisierung, flüchtige Begegnungen mit Tieren, die Nuanciertheit eines Farbtons oder die Verletzlichkeit von Eismassen spiegeln ebenso wie die kleinen magischen Praktiken des Alltags die Einzigartigkeit der globalen Veränderung.
Nimbus ist eine Feier des Sublimen und des Schönen, mitreißend und formbewusst, unverwechselbar im Ton, lustvoll und philosophisch. Die Autorin wurde für diesen Gedichtband mehrfach ausgezeichnet (u.a. Bremer Literaturpreis 2021, Lyrikpreis Orphil 2020, SWR-Bestenliste).
Quelle: Suhrkamp Verlag (M. Poschmann: Nimbus, 2020)
Kurzvitae zu Marion Poschmann und Beate Tröger:
Marion Poschmann (*1969 in Essen) studierte Germanistik, Philosophie und Slawistik und lebt in Berlin. Sie schreibt Lyrik, Prosa, und Essays, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Stadtschreiberpreis Bergen-Enkheim 2022 und dem Joseph-Breitbach-Preis 2023. Für ihren Essay »Laubwerk« erhielt sie 2021 den Wortmeldungen-Literaturpreis für kritische Kurztexte. Gemeinsam mit Yoko Tawada gab sie 2023 die Anthologie »Eine raffinierte Grenze aus Licht. Japanische Dichtung der Gegenwart« im Wallstein Verlag heraus. Bei Suhrkamp erschien 2020 ihr jüngster Gedichtband »Nimbus« sowie 2023 ihr Roman »Chor der Erinnyen«.
Foto: Frank Mädler
Beate Tröger ist bereits zum zweiten Mal Gast des Ulmer Lyriksommers. Nach ihrer Moderation des lyrischen Dialogs mit Nadja Küchenmeister und Raoul Schrott
moderiert die Lesung von Marion Poschmann. Sie lebt als freie Kritikerin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Sie rezensiert für den Deutschlandfunk, den SWR und den WDR, die FAZ, den Freitag und ZEIT online und ist freie Redakteurin der Frankfurter Hefte. Für den SWR schreibt sie literarische Features, zuletzt »Vom Gehen und Bleiben — eine Reise in Ungarns Literaturszene« (2023).
Foto: Christian Dinger
FREIER EINTRITT – Wir laden alle Literatur-, Lyrik- und Sprachbegeisterten zur Lesung mit Marion Poschmann ein. Diese findet an der vh Ulm im Einsteinhaus (Club Orange, Kornhausplatz 5, 89073 Ulm) am Donnerstag, den 6. Juni 2024 um 19:30 Uhr statt.
Organisiert wird die Lesung von Dichter dran e.V. in Koopertion mit der vh Ulm. Die Veranstaltung wird gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 und von der Kulturabteilung der Stadt Ulm.
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