Der Ulmer Lyriksommer / Literatursommer Baden-Württemberg und das Internationale Donaufest Ulm/Neu-Ulm präsentierten am 10. Juli 2024 gemeinsam eine der herausragenden Stimmen Ost-Europas – die Poetin und avantgardistische Performance-Künstlerin Katalin Ladik.

In Kooperation mit dem Internationalen Donaufest Ulm/Neu-Ulm, dem Museum Ulm und der kunsthalle weishaupt fand eine außergewöhnliche Klangpoesie-Performance mit der serbisch-ungarischen Poetin Katalin Ladik statt. Angereist aus Budapest war die fast 82-jährige Vortragsrebellin erstmals in Ulm.

Mit »Poesie als Rebellion» war die aufwändig und mit großer Vorlaufzeit geplante Klangpoesie-Performance mit Katalin Ladik betitelt. Schon zu Beginn wurde das Raum- und Zeitgefühl des Publikums kurzzeitig außer Kraft gesetzt durch das Video „Membran Universum“, das in Zusammenarbeit mit ihrer Enkelin Zita Király entstand und sphärische Stimmungen vermittelte.

Darauf folgende Gedichte, von Katalin Ladik in ihrer Originalsprache gelesen, wurden in Englischer Übersetzung an die Wand projiziert. Titel wie „Komm mit mir in die Mythologie“, „Weißer Vogel“, „Vier schwarze Pferde fliegen hinter mir“ stellten eine Poetin vor, deren Lebensraum die Sprache ist. Ladik möchte mit ihrer Arbeit Grenzen der Wahrnehmung und somit auch künstlerische Grenzen überschreiten. Sie begreift ihre Stimme – ihren ganzen Körper – als Resonanzraum und als künstlerisches Ausdrucksmedium und erprobt dabei Schnittstellen von Poesie, visueller Kunst und Klang. In ihren Lautgedichten entlockt sie ihrem Stimmkörper Töne und Geräusche, die irritieren, befremden, verstören. Dennoch gibt es auch schön-schlichte Verse bei ihr wie beispielsweise im Gedicht „Der Keim“: „The Germ // The germ exists; it comes into being“.

Aus ihrem durch die zunehmende Digitalisierung inspirierten Zahlengedicht „Damaged time – Beschädigte Zeit“ aus dem Jahr 2017 entwickelte sie ihre Arbeit „Embroidered time – Gestickte Zeit“, für die sie das Zahlengedicht auf ein Tuch stickte. Dabei bekommt die „Rückseite der gestrickten Zeit – It’s time – Back side of embroidered time“ eine besondere Gewichtung; Ladik will das Verborgene und Hintergründige zum Ausdruck bringen.

Für die Performance „Das Gedächtnis des Wassers“, dem Höhepunkt des Abends, wurde Ladiks Gesicht in bewegter Mehrfarbigkeit projiziert – hier wurde das Spannungsfeld aus Bewegung, Tiefe und Statik am lebendigsten vermittelt.

„Meine geschriebene Poesie ist ein / vierdimensionales Fenster zur Welt. // Klangdichtung und Klangbewegung / sind die fünfte Dimension“ – das abschließende Gespräch zwischen Katalin Ladik und Christiane Wachsmann beleuchtete Stationen von Ladiks künstlerischer Arbeit.

Der Ulmer Lyriksommer und das Internationale Donaufest begrüßten an diesem Abend etwa 60 Gäste. Die Besucher*innenzahl der Veranstaltung war aufgrund der räumlichen Gegebenheiten in der kunsthalle weishaupt auf 45 Gäste beschränkt zzgl. Künstler*innen, Organisator*innen, Pressevertreter*innen und Techniker*innen.

»POESIE ALS REBELLION« war eine gemeinsame Veranstaltung des Ulmer Lyriksommers und des Internationalen Donaufests Ulm/Neu-Ulm. Sie wird u.a. von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024, vom Petőfi-Literaturfonds aus Budapest und von der Péter-Horváth-Stiftung gefördert. Sie wurde von Dichter dran e.V. und dem Internationalen Donaufest gemeinsam organisiert, in Kooperation mit dem Liszt-Institut Stuttgart, dem Museum Ulm und der Kunsthalle Weishaupt.

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