Eine Konzertlesung mit Jazz & Lyrik der Extraklasse – Am 26. Juli 2024 hat der Ulmer Lyriksommer die Burg gestürmt! Bereits längerfristig geplant war die Veranstaltung mit dem Allgäu-Jazz-Quintett und seinem musikalisch-lyrischen Programm »DUNKLE SCHWESTER DES TAGES – STIMMEN UND TÖNE ZUR NACHT« auf der Wilhelmsburg – ein Hörerlebnis der besonderen Art.
Fantastisch! Ausdrucksstark! Exzellent!
Variantenreich und grenzenlos begeisternd stellten bei bestem Wetter und sehr gut besuchter Ulmer Wilhelmsburg die fünf Musiker des Allgäu-Jazz-Quintetts unter dem Arrangement von Musical Direktor Werner Walravens ihr hochkarätiges musikalisch-lyrisches Programm auf der Open-Air-Bühne der Ulmer Wilhelmsburg vor. Dass Poesie eine Oase ist, war bereits beim ersten Stück „Night and Day“ zu einem Gedicht von Erich Fried spürbar: „Nacht für Nacht / Suche ich Trost und Ermutigung / In den Gedichten / Toter und Lebender“.
Mit Versen, die vom Schauspieler Hajo Fickus brillant rezitiert wurden, stimmten die fünf Musiker*innen (Thomas Nötting, Gesang / Perkussion (Schellenkranz); Antje Hilmes-Walravens, Querflöte / Altflöte / Bassflöte / Piccoloflöte; Rainer Barthels, Kontrabass; Jörg Holik, Schlagzeug + Tabla; Werner Walravens, Jazzgitarre / Konzertgitarre) an zu einer Reise durch die Nacht: „Die Nacht kommt, dunkle Schwester des Tages, geheimnisvoll und mächtig. Sie kann das Beste und das Schlechteste im Menschen hervorbringen“. Vielgestaltig rief die performte Nacht romantische Phantasien hervor, aber auch eine gewisse Unergründlichkeit, die keine naturwissenschaftliche Nüchternheit auszulöschen vermag, wie das Gedicht „neue sachlichkeit“ bestätigt. Dem von Thomas Nötting ausdrucksstark gesungenen „Abendlied“ von Matthias Claudius folgte die „Mondnacht“ von Joseph von Eichendorff: Klangvoll Nöttings tonlagenvariierende Stimme. Die Musik im Wechsel mit Gedichten verlebendigte liebestolle Phantasien, aber auch so manche nächtliche Höllenfahrt während einer schlaflosen Nacht. Mit großem schauspielerischen Vermögen entführten lyrische Träumereien in tiefgründige Herzenstiefen und weckten Lüste, denn „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da …“. Von Annette von Droste-Hülshoff bis Hölderlin, Heinrich Heine, Erich Kästner und Max Dauthendey – fein ausgewählte Gedichte skizzierten die Nacht als einen Raum der endlosen Möglichkeiten.
„Denn wir sind aus jenem Stoff, / aus dem die Träume sind, / und unser kleines Leben / beginnt im Schlaf und endet dort“ (William Shakespeare). Und Thomas Nötting, der die Herzen lang schon eroberte, erwiderte singend „You don`t know what love is“. Ob das zahlreiche Publikum knows what love is?
Diese Konzertlesung des Ulmer Lyriksommers war auch in das von der Kulturabteilung der Stadt Ulm organisierte Festival »Stürmt die Burg« eingebettet. Über den Dächern von Ulm gelegen, mit einem tollen Weitblick über die Stadt und eindrucksvollem Mauerwerk bot die Wilhelmsburg ein einzigartiges Ambiente für die Stimmen und Klänge des Allgäu-Jazz-Quintetts und die vom Schauspieler Hajo Fickus rezitierten Gedichte. Eine fantastische Openair-Veranstaltung des Ulmer Lyriksommers mit stimmungsvollen Gedankenwelten in sommerlicher Nacht. Melancholisch mit romantischem Mond- und erotischem Rotlicht, erzählte das fein abgestimmte Programm von Traum & Rausch & Ekstase.
Freude nach einer gelungenen und mit viel Applaus zu Ende gegangenen Konzertlesung
Die Jazz & Lyrik Veranstaltung »DUNKLE SCHWESTER DES TAGES – STIMMEN UND TÖNE ZUR NACHT« wurde von Dichter dran e.V. organisiert und von der Baden-Württemberg-Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 sowie von der Kulturabteilung der Stadt Ulm gefördert. Sie fand am Abend des 26. Juli 2024 auf der Wilhelmsburg Ulm statt und war in die Festivals »Ulmer Lyriksommer« und »Stürmt die Burg« eingebettet.
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