Im Donauschwäbischen Zentralmuseum stellte Frieda Paris am 7. Juli 2024 ihr vielschichtiges Lyrik-Debüt „Nachwasser“ (Edition AZUR) vor. Die Kooperationsveranstaltung des Ulmer Lyriksommers mit dem Internationalen Donaufest Ulm/Neu-Ulm war mit mehr als 110 Gästen überwältigend gut besucht. Eine erfrischende Matinee mit berührenden Zitaten von Friederike Mayröcker, die als „große Wortmutter“ im Textgewebe der Wiener Debütantin zur Sprache kommt.
Lyrikerin Frieda Paris (links) mit Moderatorin Silke Knäpper (rechts) (Foto: mr)
Im Gespräch mit Silke Knäpper schilderte Frieda Paris Ulmer Kindheitserinnerungen mit Geschwistern und Eltern, die auch ins Buch geflossen sind: „den Ehering meiner Mutter beispielsweise hatte ich / mit den Wörtern Mama Ring lo meist / im Klo heruntergespült / und durch mehrmaliges Drücken der Taste gelernt, / dass eine Klospülung nur in eine Richtung funktioniert“. Paris korrespondiert mit ihrem Vogel, der „Lomeise“ auf ihrer Schreibschulter, der sie als poetischer Impuls durch das Buch begleitet. Auch die Entstehung ihres ersten Gedichts findet Eingang: „es war ein heißer Augusttag, / auf dem Dach eines würfelförmigen Hauses / in Süditalien am Absatz des Stiefels habe ich / einer Hubschrauberlandung gleich, oder / haben die Wörter mich getroffen?“ Anknüpfend an die zur Sprache gewordenen Kindheitserinnerungssplitter thematisierte Paris, wie das familiäre Aufwachsen das eigene Schreiben beeinflussen kann. Auf die Frage, inwieweit sie sich, die schon einige Jahre in Wien lebt, dort bereits verwurzelt fühlt, verwies sie auf die verbindende Donau „der Fluss meiner Kindheit / (ist gleich Donau) und dass ich ihn, ich meine sie / bis heute nicht verlassen habe.“
Das Publikum erfuhr von Paris‘ selbstreflexiver Arbeitsweise und von ihrem Bezug zu Friederike Mayröcker, die als „große Wortmutter“ mit vielen Zitaten das Buch durchwirkt. Wichtig sei Paris, dass ihr Langgedicht „atme“ im Sinne eines Austauschs mit den LeserInnen. Zum außergewöhnlichen Buchtitel, dem hierzulande weniger gebräuchlichen Wort „Nachwasser“, nahm sie ebenfalls Bezug und schilderte, welche unterschiedlichen Assoziationen dieses Wort bei der Leserschaft schon hervorgerufen hat.
Moderiert wurde die Lesung von Silke Knäpper und musikalisch umrahmt von Bernhard Sinz am Klavier.
Sibylle Schleicher (Kuratorin Literaturprogramm Donaufest), Frieda Paris (Autorin), Silke Knäpper (Moderatorin) Christine Langer (Kuratorin Ulmer Lyriksommer), Manfred Reichert (Dichter dran e.V.) und Bernhard Sinz (Klavier)
NACHWASSER war eine gemeinsame Veranstaltung des Ulmer Lyriksommers und des Internationalen Donaufests Ulm/Neu-Ulm. Sie wurde u.a. von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 gefördert, und von Dichter dran e.V. in Kooperation mit dem Internationalen Donaufest und dem Donauschwäbischen Zentralmuseum organisiert.
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