Das Programm des Ulmer Lyriksommers bot nicht nur hochkarätige Lesungen, Konzertlesungen, Performances und Workshops, sondern auch fünf originelle Lyrikaktionen. Ziel dieser Aktionen war es, Gedichte einem diversen Publikumskreis zugänglich zu machen und breit in den Alltag der Bürger und Bürgerinnen zu streuen.





Es wurden fünf Lyrikaktionen realisiert, an denen Autor*innen und/oder Publikum beteiligt waren: So konnten klassische Gedichte aus dem 1. Ulmer Poesieautomaten für die Jackentasche gezogen werden. Gedichte der am Lyriksommer beteiligten Autoren wurden über mehrere Wochen über Radio free FM ausgestrahlt. Des Weiteren gab es spannende KI-Experimente, die einen Diskurs zur Rolle der KI in der Literatur & Lyrik anstoßen sollten. Mit der Aktion „Freiheit, die wir meinen“ wurden zum Ende des Lyriksommers die Gedanken, Zitate und Gedichte der am Literatur- und Lyriksommer beteiligten Autorinnen und Autoren zum Thema Freiheit auf eine Lyrikwand projiziert. Schließlich gab es OpenAir-Lyrik und lyrische Spaziergänge in verschiedenen Formaten.




Aktion A01: Salz und Pfeffer – Gedichte On Air aus dem Radio
Dichter dran an den lyrischen Stimmen der Gegenwart. Mit ihrer Aktion »Salz & Pfeffer« lieferten die Macher des Ulmer Lyriksommers lyrische Impulse für den Ulmer Alltag. In Kooperation mit Radio free FM wurden von August bis Oktober einzelne Gedichte und (Audio-)Performances der am Lyriksommer mitwirkenden Autorinnen und Performance-Künstlerinnen ON AIR ausgestrahlt. Täglich gegen 10:45 Uhr und 13:30 Uhr waren bei Radio free FM einzelne Gedichte zu hören, die von den Autorinnen selbst eingelesen wurden. Motto der Lyrik-Aktion: mit wachen Sinnen durch den Tag – der Ulmer Lyriksommer hob ab.
Aktion A02: Wortrausch2Go – 1. Ulmer Poesieautomat
Gedichtkapseln für die Jackentasche – bei der Ulmer Kulturnacht am 21. September 2024 wurde der im Projekt konzipierte mobile Ulmer Poesieautomat erstmals eingesetzt. Bei Christine Langers Kulturnacht-Lesung »Nischen & Nuancen: Gedankenrauschen« konnten die Gäste nicht nur Gedichten lauschen, sondern während der Lesung auch Gedichtkapseln aus dem Poesieautomaten ziehen. Die Kapseln enthielten Aphorismen und klassische Gedichte. Auf Wunsch las Langer dem gespannten Publikum das jeweils gezogene Gedicht vor, bevor dieses in der Jackentasche des Gastes verschwand. Ein sehr vielversprechendes und vom Publikum sehr gut angenommenes Format. Der Poesieautomat kam auch bei der letzten Veranstaltung, der Ulmer Lyriknacht, am 25. Oktober zum Einsatz und wurde auch hier, insbesondere auch vom zahlreich erschienenen jüngeren Publikum, sehr gut angenommen.
Aktion A03: Freiheit, die wir meinen – Eine Lyrikwand zum Thema Freiheit
Zum Leitthema „Der Freiheit eine Gasse“ des Literatursommers Baden-Württemberg wurde vom Projektleiter und der Kuratorin die Lyrikwand „Freiheit, die wir meinen“ erstellt, die der Öffentlichkeit erstmals bei der Ulmer Lyriknacht am 25. Oktober 2024 in der vollbesetzten Stadtbibliothek Ulm präsentiert wurde. Alle am Lyriksommer beteiligten Autor*innen wurden gebeten, ein kurzes Statement zu verfassen, was Freiheit für sie bedeutet, was Freiheit mit Sprache zu tun hat und welche Formen der Freiheit ein poetisches Sprechen abbildet. Die vielfältigen Beiträge wurden in einer durchlaufenden digitalen Präsentation zusammengefasst, die bei der Lyriknacht auf eine Leinwand projiziert wurden. Die Aktion fand sowohl vor und nach der Veranstaltung als auch während der Pause großen Anklang beim Publikum.
Aktion A04: KI-Ecke – Ein Diskurs zur Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Literatur
Der Ulmer Lyriksommer gestaltete im Rahmen der beiden Veranstaltungen „Nur eine Rose als Stütze“ (Hilde-Domin-Abend, 16.05.) und „Die Freiheit, den Mund aufzumachen“ (Erich-Fried-Abend, 28.06.) eine KI-Ecke mit dem Informatikprofessor Manfred Reichert, in der mit generativer KI lyrische Texte, Interviews mit bereits verstorbenen Dichtern sowie bildliche Illustrationen zu Prompts mit Gedichten von Hilde Domin bzw. Erich Fried erzeugt wurden. Es wurde darüber diskutiert ob bzw. wann KI kreative oder gar dichterische Prozesse ausführen kann und welche Chancen und Risiken mit ihr einhergehen. Die Ergebnisse wurden an die Wand projiziert und mit dem Publikum kontrovers diskutiert. Während einige Gäste von den erzeugten Texten und Bildern verblüfft waren und großes Interesse an weiteren KI-Aktionen zeigten, stiegen andere in hitzige Diskussionen um einen KI-Bann ein. Damit war das wesentliche Ziel dieser Aktion bereits erreicht – einen kritischen Diskurs zu den Chancen und Risiken von KI in der Kunst und Literatur zu entfachen.
Aktion A05: Walking Lyrics – Lyrische Spaziergänge und OpenAir-Lyrik
Aktion A05 umfasste lyrische Spaziergänge (u.a. im Botanischen Garten) und OpenAir-Lyrik an symbolträchtigen Orten (z. B. Berblinger Turm, Wilhelmsburg). Lyrik unter freiem Himmel für alle! So organisierte Christine Langer am 24. September einen lyrischen Spaziergang im Botanischen Garten, bei dem sie die Anwesenden in eine poetische Reise über Ringelnatz, Heine, Brentano, Eichendorff, Hölderlin, Lasker-Schüler entführte – Brechts Erinnerung an die Marie A. sowie eigene Gedichte Langers durften natürlich auch nicht fehlen. Am 1. Juli lasen Ernst Joachim Bauer und Christine Langer am Berblinger Turm klassische Gedichte zum Thema Freiheit. Für die OpenAir-Lyrik gab es sehr positive Resonanz seitens des Publikums.
Organisiert wurde der Ulmer Lyriksommer 2024 mit seinen 16 Veranstaltungen und 5 Lyrikaktionen von Dichter dran e.V. Die Veranstaltungs- und Aktionsreihe wurde unter anderem gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Literatursommers 2024 sowie von der Kulturabteilung der Stadt Ulm.




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